Unser Verdauungssystem ist ein fein abgestimmtes Wunderwerk, das im besten Fall seine Arbeit unbemerkt verrichtet. Kommt es zu Störungen, sind diese jedoch extrem unangenehm, wie zum Beispiel bei einer Gastritis. Um zu erfahren, was man darunter versteht, welche Beschwerden auftreten und wie man diese lindern kann, haben wir Frau Mag. Zöchling, ApoLife Apothekerin in St. Pölten, zu einem Gespräch gebeten.
Frau Mag. Zöchling, was ist eine Gastritis eigentlich genau?
Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Magenschleimhaut, die im Prinzip jeden Menschen betreffen kann. Man schätzt, dass 20 Prozent der Bevölkerung im Laufe des Lebens zumindest ein Mal an einer akuten Gastritis erkranken. Bei Frauen geschieht dies eher früher, ab dem 45. Lebensjahr, bei Männern vermehrt ab 65. Je älter man wird, desto höher ist das Risiko dafür. Die Gastritis zählt zu den häufigsten Magenbeschwerden und äußert sich durch einige charakteristische Symptome. Dazu zählen etwa brennende Magenschmerzen, Druck im Oberbauch, Völlegefühl selbst nach kleinen Mahlzeiten, Aufstoßen und Blähungen, Übelkeit, manchmal auch Erbrechen sowie Appetitlosigkeit und schneller Gewichtsverlust. Zum Teil verläuft eine Gastritis jedoch fast symptomfrei, daher sollte speziell bei ungewöhnlichen und länger anhaltenden Beschwerden immer ärztlicher Rat eingeholt werden.
Wie kommt es zu dieser Erkrankung?
Um die Entstehung zu erläutern, muss man ein bisschen ausholen. Damit unser Körper die zugeführte Nahrung aufnehmen kann, ist es nötig, sie zu zerkleinernsowie in verwertbare Bestandteile zu zerlegen. Der erste Schritt passiert bereits im Mund, wo unsere Zähne und der Speichel, in dem sich schon Verdauungsenzyme befinden, das Essen praktisch „magengerecht“ vorbereiten. Im Magen erfolgt nun die radikalste Umwandlung. Hier herrscht ein ziemlich unfreundliches Milieu, was wir glücklicherweise nur selten – etwa bei saurem Aufstoßen oder beim Erbrechen – mitbekommen. Der Magensaft besteht nämlich auch aus Salzsäure.
Aber in sehr geringer Konzentration, oder?
Ja, diese beträgt zwar nur 0,1 bis 0,5 Prozent, was aber ausreicht, um gewisse Bestandteile der Nahrung aufzulösen. Und da unser Magen aus organischem Material besteht, kann ihm die aggressive Magensäure ebenfalls schaden. Um dies zu verhindern, ist er mit einer schützenden Schicht aus Schleimhaut ausgekleidet. Wird diese Schutzschicht nun aus irgendwelchen Gründen geschädigt, greift der Verdauungssaft die Magenwand an, welche sich daraufhin entzündet – es kommt zur Gastritis.
Welche Gründe können das sein?
Bei den Auslösern für eine Magenschleimhautschädigung sollte man zunächst die zwei Formen der Erkrankung unterscheiden: die akute und die chronische Gastritis. Die Erstgenannte tritt plötzlich auf und wird vorwiegend von äußeren Einflüssen verursacht. Das können beispielsweise Stress, Alkohol- und Nikotinkonsum oder bestimmte Medikamente sein. Die akute Form ist zwar sehr unangenehm, kann aber im besten Fall mit einer gezielten Behandlung und Schonung binnen weniger Tage in den Griff bekommen werden. Anders sieht das bei der chronischen Gastritis aus. Diese entwickelt sich über einen längeren Zeitraum und wird von den Betroffenen oft nicht bemerkt. Ursachen hierfür sind meist Autoimmunreaktionen, chemische Reize oder eine Infektion mit einem bestimmten Bakterium, Helicobacter pylori.
Warum schädigen diese Dinge unsere Magenschleimhaut?
Beginnen wir gleich beim eben genannten Bakterium. Viele Menschen tragen es oft seit der Kindheit in sich, ohne dass es zu irgendwelchen Problemen kommt. Erst nach und nach – meist über Jahre hinweg – entwickelt sich die Schleimhautschädigung. Anders sieht es bei der autoimmunen Gastritis aus. Bei dieser greift unser Immunsystem fälschlicherweise die gastrale Schutzschicht an und löst dadurch eine chronische Entzündung aus. Als weiterer Aspekt sind Arzneimittel zu nennen. Speziell Schmerzmittel, wie Aspirin, Ibuprofen oder Diclofenac aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika, können bei einer längerfristigen Einnahme die Magenschleimhaut schädigen. Und obwohl es viele vielleicht nicht hören wollen, Alkohol und Nikotin erhöhen den Säuregehalt im Magen und reizen die Schleimhaut bzw. kann ein übermäßiger, regelmäßiger Konsum diese angreifen und schädigen. Wie bereits erwähnt, sollte zudem der Faktor „Stress“ nicht vernachlässigt werden. Bei dauerhafter Überforderung und Belastung antwortet der Körper mit einer Steigerung der Magensäureproduktion, was natürlich die Schutzschicht ebenso belastet.
Wie wird eine Gastritis diagnostiziert bzw. behandelt?
Verlässlich Aufschluss, ob eine derartige Erkrankung vorliegt, kann nur eine Gastroskopie, also eine Magenspiegelung, geben, die es ermöglicht, den Zustand der Schleimhaut exakt zu beurteilen. Besteht der Verdacht auf eine HelicobacterInfektion, wird dies mittels spezieller Tests überprüft. Bestätigt sich der bakterielle Befall, ist eine Kombinationstherapie aus Antibiotika und zusätzlich säurehemmenden Medikamenten angezeigt. Im Fall einer akuten Gastritis hingegen reicht es vielfach, die Magensäureproduktion zu reduzieren und so der gereizten Schleimhaut die Erholung zu ermöglichen. Hier haben sich sogenannte Protonenpumpenhemmer, wie Pantoprazol oder Omeprazol, bewährt.
Gibt es auch Hausmittel, um eine Gastritis zu lindern?
Selbstverständlich! Äußerlich empfiehlt sich die gute alte Wärmflasche. Die Wärme auf dem Bauch lindert den Schmerz und wirkt entspannend. Man sollte sich zudem Ruhe gönnen und jeden Stress vermeiden. Innerlich sind Tees das natürliche Mittel der Wahl. Kamillentee beruhigt und hat eine entzündungshemmende Wirkung, während Fencheltee die Magen-Darm-Muskulatur entspannt sowie Blähungen und Völlegefühl entgegenwirkt. Bezüglich Ernährung gilt es überhaupt, auf Scharfes, Fettiges und stark Gewürztes zu verzichten. Besser auf leicht verdauliche Kost, wie gedünstetes Gemüse, Erdäpfel und Zwieback, zurückgreifen. Auf jeden Fall aber Alkohol und Nikotin weglassen, diese Substanzen reizen die Magenschleimhaut zusätzlich!
Haben Sie zum Abschluss noch ein paar Tipps zur Vorbeugung?
Gerne. Für alle, die schon einmal an Gastritis gelitten haben, aber auch zur allgemeinen Vermeidung von Magenschleimhaut- reizungen, gibt es, neben dem Ausschluss der bereits erwähnten, negativen Einflüsse, einige ganz einfache Regeln, die überdies der allgemeinen Gesundheit dienen. Zum einen sollte man bewusst essen. Nehmen Sie sich Zeit dafür und kauen Sie gründlich. Vermeiden Sie eine hastige Nahrungsaufnahme. Das Hinunterschlingen regt die Produktion von Magensäure an und erschwert die Verdauung. Zum anderen heißt es, auf besonders säurehaltige Lebensmittel zu achten. Zitrusfrüchte, Tomaten oder ebenso Kaffee können den Magen reizen, also am besten nur in Maßen genießen bzw. darauf verzichten, wenn man empfindlich reagiert. Da speziell chronischer Stress ein häufiger Auslöser von Magenproblemen ist, sollte man zudem unbedingt Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance legen und regelmäßig komplett zur Ruhe kommen. Hier können Yoga, Meditation oder autogenes Training helfen. Und falls Fragen zum Thema Gastritis auftauchen, wenden Sie sich einfach an mich oder an meine Kolleginnen und Kollegen in jeder ApoLife Apotheke in ganz Österreich.
Frau Mag. Zöchling, vielen Dank für Ihre Zeit und das ausführliche Gespräch!